Vor dem neuen Gemeindezentrum in Telskof.
Vor dem neuen Gemeindezentrum in Telskof.
Sie kommen 250 Familien in Telskof und Baqofa zugute, damit die Rückkehrer in ihrer Heimat bleiben können.
Mit einer Weihnachtsaktion haben die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), Christian Solidarity International-Österreich (CSI) und die Initiative Christlicher Orient (ICO) ihre gemeinsame Solidaritätsaktion für die Christen in der nordirakischen Ninive-Ebene für 2018 abgeschlossen.
Für die 250 ärmsten Familien in der Kleinstadt Telskof und dem benachbarten Ort Baqofa finanzieren die Organisationen zu Weihnachten umfangreiche Hilfspakete, die neben Lebensmitteln und Süßigkeiten für die Kinder u.a. auch Saatgut enthalten, damit die Familien im nächsten Frühjahr Gemüse anpflanzen können.
Mit diesen "Starterpaketen" wolle man vor allem auch einen Beitrag leisten, dass die Familien, die im vergangenen Jahr in ihre Heimat zurückgekehrt sind, dort auch bleiben können, hieß es am Wochenende, 22./23. Dezember 2018 von Seiten der kirchlichen Organisationen. Abgewickelt wird die Hilfe über die lokale chaldäische Pfarre.
Insgesamt rund 500.000 Euro haben die AKV, CSI, ICO sowie die Kardinal-König-Stiftung und die Diözese Linz bisher gemeinsam aufbringen können, um die Rückkehr von irakischen Christen in die Ninive-Ebene zu unterstützen. Die Gesamtaktion firmiert unter der Bezeichnung "Aktion Heimkehr". Ein Großteil des Geldes wurde bereits investiert, einige Projekte sind noch nicht abgeschlossen. Die Hilfe soll auf jeden Fall im kommenden Jahr weitergehen, wie es hieß.
In der Kleinstadt Telskof und der benachbarten Ortschaft Baqofa haben die beteiligten Organisationen mitgeholfen, die Wasser- und Stromversorgung wieder in Gang zu bringen und Familien bei der Instandsetzung ihrer Häuser unterstützt. Weiters wurden ein großes Gemeinschaftszentrum für die chaldäische Kirche und eine "Food-Factory" aufgebaut, in der lokale Produkte zu örtlich üblichen Lebensmitteln verarbeitet und dann verkauft werden. Mit der "Food Factory" wurden laut Auskunft von Pfarrer Salar Bodagh Arbeitsmöglichkeiten für fünf Familein geschaffen.
Dieser Tage wurde zudem ein Sozial- und Kommunikationszentrum fertiggestellt, das ein kleines Cafe enthält. In dem Zentrum würden bis zu 20 Menschen Arbeit finden, so der Pfarrer. Die Kirche unternehme alles, um den Menschen vor Ort Arbeitsmöglichkeiten zu bieten, damit sie bleiben können und nicht auswandern müssen.
Aus diesem Grund haben AKV, CSI und ICO dieser Tage auch beschlossen, auf Antrag der chaldäischen Kirche in Telskof eine "Ice Factory" zu finanzieren. In dem kleinen Unternehmen, das wieder einigen Einwohnern Arbeit bieten wird, soll Kühleis hergestellt werden. Dieses ist vor allem für die örtlichen Händler auf den Märkten der Region essenziell, da die Stromversorgung immer wieder zusammenbricht und eine ununterbrochene Kühlung von Lebensmitteln sonst nicht möglich wäre.
Im bereits fertiggestellten Gemeindezentrum der Kirche in Telskof finden u.a. Katechesen, Weiterbildungskurse für die Bevölkerung, kirchliche Feiern und Zusammenkünfte nach Taufen oder auch Begräbnissen statt. Dieses Zentrum sei wichtig als sozialer Kommunikationsort und stärke den Zusammenhalt der Bevölkerung, so Bodagh. Die Aktivitäten der Kirche würden den Menschen Hoffnung und Perspektiven geben.
Telskof war wie viele weitere christliche Siedlungen in der Ninive-Ebene vom IS zerstört bzw. verwüstet worden. Kein einziges Haus wurde dabei laut Auskunft des Pfarrers vom IS verschont. In Telskof lebten vor der Vertreibung durch den IS rund 1.200 Familien (ca. 6.000 Personen), allesamt chaldäische Christen. Etwa 650 Familien davon sind zurückgekehrt. Dazu kommen weitere 300 Familien aus anderen Dörfern ringsum bzw. aus Mossul, die in ihre Heimat aus Sicherheitsgründen, oder weil ihre Häuser vollkommen zerstört sind, nicht zurückkehren können, und die sich in Telskof niedergelassen haben.
Die Kardinal-König-Stiftung hat sich in einem eigenen Projekt dem Bau einer neuen Kirche in Baqofa angenommen. Die alte Kirche war im Zuge der Kampfhandlungen zwischen Kurden und den IS-Terroristen so stark beschädigt worden, dass sie nicht mehr weiterverwendet werden kann. In Baqofa lebten vor dem Krieg rund 75 Familien (350 Personen), 41 kehrten zurück. Es gehe bei allen Projekten auch darum, die Identität der Menschen als Christen zu stärken, so Pfarrer Bodagh.
Nachdem aufgrund der instablen politischen Situation in der Region noch einige bürokratische Hürden zu überwinden waren, soll nun demnächst mit den Bau der kleinen neuen Kirche begonnen werden. Ein angebauter Versammlungsraum soll als Kommunikationszentrum dienen. Der Bau der neuen Kirche habe daher weit über den eigentlichen Zweck als liturgischer Raum große Bedeutung, so der Pfarrer.
Die Diözese Linz hat sich bereits im Frühjahr 2018 mit 100.000 Euro in die "Aktion Heimkehr" eingebracht, die für den Bau eines Gemeindezentrums in der Stadt Karakosch verwendet werden.
Die Initialzündung für die "Aktion Heimkehr" war ein Lokalaugenschein des Linzer Bischofs Manfred Scheuer im Februar 2017 im Nordirak, wo er als Präsident der Kardinal-König-Stiftung gemeinsam mit dem chaldäischen Patriarchen Louis Sako vom IS befreite Dörfer und Städte besuchte.
Spenden für die "Aktion Heimkehr": Spendenkonto CSI/AKV, Kennwort "Christen in Not", BIC: GIBAATWWXXX, IBAN: AT49 2011 1824 1397 6101.